Alpencross 2006 – Garmisch-Partenkirchen nach Riva del Garda

Alpenüberquerung mit dem Mountainbike vom 16.-21. August 2006

Die Route stammt aus dem MountainBIKE-Magazin 5/99, dort sind alle Etappen mit Kilometer- und Höhenmeter-Angaben angegeben. Die Route wird dort als „leichtester Alpencross“ beschrieben, so dass auch wir als Transalp-Anfänger uns an diese Tour heranwagen.

Insgesamt legen wir genau 400 Kilometer und 6000 Höhenmeter zurück. Etwas mehr als in der Tourenbeschreibung angegeben war.

Für die Orientierung unterwegs dienen uns KOMPASS-Radwanderkarten, in diese wir die geplante Fahrstrecke im Vorfeld mit Textmarker eingezeichnet haben. Die Strecke verläuft hauptsächlich entlang der alten Römerstraße Via Claudia, deren Wege zumeist auch gut beschildert sind.

Das Gepäck transportieren wir jeweils in einem Alpencross-Rucksack mit 30l Fassungsvermögen. So wiegt mein Rucksack inklusive Wasserflasche 6,8 kg, was noch als akzeptabel angesehen werden kann.

Höhenprofil

16. August – Etappe 1: Von Garmisch-Partenkirchen nach Imst

Der Aufbruch ins Ungewisse

Der erste Tag beginnt mit der Abfahrt um 7:00 Uhr morgens, wir planen für die Autofahrt nach Garmisch-Partenkirchen 3 Stunden ein, was auch ganz gut zutrifft. In Garmisch finden wir gleich einen Parkplatz in der Nähe des Bahnhofs. Die Wolken, die auf der Hinfahrt noch für einen kurzen Regen sorgten, verziehen sich auch langsam, so dass einem gelungenen Start nichts mehr im Wege stehen kann. Noch sind Andy und ich sehr gespannt ob die Tour nicht zu anstrengend sein wird und ob alles ohne große Komplikationen verlaufen wird.

Richtung Hochthörlehütte

Schon beim ersten kurzen Anstieg Richtung Eibsee verausgabt sich Andy, da er keinesfalls von einem Mädel überholt werden will, das ihm dicht folgt. Er kommt zwar als erster oben an, ich selber ziehe es aber vor meine Kräfte für die doch anspruchsvolle Etappe und die darauffolgenden vier Tage zu sparen. Nach einer Ehrenrunde rund um den Eibsee folgt ein relativ steiler Anstieg zur Hochthörlehütte (1459m). Unterwegs treffen wir einen anderen Mountainbiker, der uns den richtigen Weg erklärt. Die Beschilderung war nicht sehr aussagekräftig und beinahe wären wir einen größeren Umweg hinunter nach Ehrwald gefahren. Es folgt eine tolle und kurvenreiche Teerabfahrt hinunter zur Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn. Dort angekommen füllen wir unsere Trinkflaschen auf und fahren weiter auf der alten Fernpass-Straße, die der Via Claudia folgt. Die Schotterpassagen sind teilweise so anspruchsvoll, dass wir unsere Bikes schieben. Es geht am Weißensee vorbei Richtung Nassereith. Der Weg nach Imst, wo unser erstes Etappenziel sein soll, zieht sich nach nunmehr über 70km lange hin und unsere Beine werden immer schwerer.

Hotelsuche in Imst

Gegen 19 Uhr kommen wir schließlich in Imst an und erkundigen uns im Hotel Hirsch nach einer Unterkunft. Dort erfahren wir, dass so gut wie alle Pensionen belegt seien. Doch die Hotelahngestellen sind sehr hilfsbereit und nach ca. 10 Telefonaten wird uns mitgeteilt, dass wir für 35 EUR pro Person ein Doppelzimmer mit Frühstück im Hotel Eggerbräu bekommen könnten. Sofort sagen wir zu und machen uns auf den Weg dorthin. Nach der langersehnten Dusche füllen wir unsere Kohlenhydrat-Speicher auf und stillen unseren restlichen Flüssigkeitsbedarf in der Pizzeria Taverna.

 

17. August – Etappe 2: Von Imst nach Nauders

Weiter auf dem Inntalradweg

Nach dem Frühstück geht es gegen 9:00 Uhr los, doch erst füllen wir am Dorfbrunnen unsere Trinkflaschen mit kühlem und frischen Wasser. Wir folgen der Beschilderung Via Claudia, doch unser Weg erweist sich als Sackgasse: vor uns erscheint ein unüberwindbarer Bretterzaun. Wir folgen einem schmalen Trail entlang der Bahnlinie nach Schönwies um von dort wieder auf den ausgeschilderten Inntalradweg zu gelangen. Bei Prutz kommen wir an einer sehr eisenhaltigen Quelle vorbei, die deshalb auch Sauerbrunn-Quelle genannt wird. Obwohl das Wasser nicht sonderlich schmeckt füllen wir unsere Trinkflaschen (schließlich soll es gesund sein).

Suche nach dem Weg

An der Festung Altfinstermünz gabelt sich der Weg. Wir lesen ein Hinweis, dass der Weg nun selbst für Mountainbiker unfahrbar werden würde. Trotzdem entscheiden wir uns weiterzugehen. Doch dies erweist sich bald als Fehler, denn der Weg wird immer unbegehbarer bis irgendwann gar kein Weg mehr erkennbar ist. Wir orientieren uns auf der Karte und versuchen auf die nahegelegene Straße zu kommen. Ungefähr eine Stunde „verlieren“ wir durch diese Aktion. Die Autostraße nach Martina ist leicht abschüssig, doch wegen des Gegenwinds müssen wir trotzdem treten. Beim Zollamt in Martina angekommen stärken wir uns für den Passanstieg – der Reschenpass. Die nun folgenden 11 Kehren fahren wir in 50 Minuten hoch bevor es wieder ein Stück bergab nach Nauders, dem heutigen Ziel, geht.

Glück bei der Zimmersuche

Heute haben wir richtig Glück: bei der ersten Pension wo wir nachfragen, bekommen wir eine Ferienwohnung für 25 EUR pro Person mit Frühstück auf dem Zimmer angeboten. Nach dem Abendessen im Restaurant genehmigen wir uns noch das ein oder andere Bier in der Wohnung.

 

18. August – Etappe 3: Von Nauders nach Meran

Die heutige Ettappe wird mit 96km die längste der Tour, es gilt aber auch nur gute 400 Höhenmeter zu überwinden. Die Strecke nach Meran durch das Vinschgau verläuft zum Großteil bergab.

Reschenpass und Reschensee

Um 9:00 Uhr geht es bei leichtem Regen in Nauders los. Der leichte Anstieg vorbei an der Festung Nauders ist schnell passiert und wir erreichen die Passhöhe des Reschenpass (1455m). Weiter geht die Fahrt zum Reschensee. Dort entscheiden wir uns den Radweg auf der westlichen Uferseite zu fahren, denn dort kommen wir am Grauner Kirchturm vorbei, der aus dem See ragt. Der Turm ist ein Andenken an den Ort, der dem Wasser des Stausees weichen musste. Inzwischen hat auch der Regen aufgehört und die Sonne kommt vereinzelt zum Vorschein. Vorbei am Heidersee geht es auf einem schmalen Teerweg bergab. Durch das Vinschgau führt der Weg durch zahlreiche Apfelplantagen und teilweise durch enge Gassen in den kleinen Dörfern, die wir passieren.

Entlang der Etsch nach Meran

Nach kurzer Rast in Prad geht es weiter entlang der Etsch. Der Weg scheint fast endlos zu sein und nur mühsam werden die Kilometer auf dem Bikecomputer mehr. Doch gegen 16:00 Uhr können wir von der Straße aus von oben auf Meran herabblicken. Der Ausblick motiviert uns und es folgt eine schnelle Abfahrt bis hinein ins Stadtzentrum. Es ist einiges los in dieser „Metropole“ Südtirols. Auf Nachfrage im Tourismusbüro können wir direkt gegenüber im Café Imperial einchecken. Pro Person bezahlen wir hier 32 EUR incl. Sehr gutem Frühstück im Café. Der Eingang ist schwer zu finden, denn von außen sieht es aus wie ein „normales“ Straßencafé. Abends müssen wir natürlich das Nachtleben Merans testen, doch zu spät sollten wir nicht ins Bett, am nächsten Tag geht es schließlich weiter.

 

19. August – Etappe 4: Von Meran nach Cles

Regen in Meran

Als um 8:00 Uhr morgens der Wecker klingelt und ich aus dem Fenster schaue traue ich kaum meinen Augen: es regnet in Strömen! Tausend Gedanken rasen gleichzeitig durch den Kopf. Sollen wir auch bei Regen losfahren? Gibt es eine Möglichkeit mit dem Bus…? Nein, wir legen uns einfach noch eine Stunde aufs Ohr. Und sieheda, punkt 9:00 Uhr sind schon die ersten Sonnenstrahlen sichtbar – der Regen scheint sich zu verziehen. Nach kurzer Unterhaltung mit dem Cafébesitzer geht die Fahrt heute mit einer Stunde Zeitverzug los.

Herausforderung Gampenpass

Auf den ersten acht Kilometer nach Lana werden wir noch verschont. Doch dann beginnt der Anstieg zum Gampenpass. Immer wieder halten wir kurz an, das Sitzen ist schon extrem schmerzhaft. Beim Aufpumpen meines Hinterreifens hält der Schlauch den Druck wohl nicht aus und geht kaputt. Kein Problem, denn Andy hat einen Ersatzschlauch dabei. Dies sollte auch die einzige Panne auf unserer Tour werden, ausser, dass sich am selben Tag meine Kette beim Schalten verklemmt. Dies ist aber schnell ohne Schäden behoben. Insgesamt 3,5 Stunden benötigen wir für die 1200 Höhenmeter Anstieg. An der Passhöhe angekommen essen wir erst eine Kleinigkeit. Dann geht es bergab über Forstwege und zuletzt auf der Teerstraße bis nach Cles. Kurz vor Cles hat man eine geniale Aussicht auf den Lago di Santa Giostina und die Brücke „Ponte Viadotta“. In Cles fragen wir wieder im Tourismusbüro, was sich ja als bewährte Methode herausgestellt hat. Anscheinend gibt es hier nicht viele Hotels bzw. Pensionen. Wir bekommen ein Doppelzimmer für 37,50 EUR pro Person. Das sehr gute und stilvolle Essen in der Trattoria war hier leider nicht inklusive.

 

20. August – Etappe 5: Von Cles nach Riva del Garda

Der letzte ist mit Abstand auch der schwerste Tag der gesamten Tour. Nach den ersten 20 Kilometer geht es meist bergab, doch dann erwartet uns der härteste Anstieg.

Hinauf nach Selva Piana

Auf Schotterstraße geht es gute 1000 Höhenmeter hinauf nach Selva Piana. Mein Knie schmerz langsam extrem und wir bevorzugen es zu schieben. Irgendwann erreichen wir dann Andalo. Vorbei am Lago die Molveno geht es weiter. Wir sind froh, dass es mal wieder bergab geht und so kommt es wohl, dass wir bei Nembia die Abfahrt verpassen und weiterfahren nach S. Lorenzo. Diesen Fehler merken wir leider zu spät, denn es gibt von hier keinen Weg zurück auf unsere geplante Route. Den ganzen Weg zurückfahren wollen wir nun auch nicht mehr, so entscheiden wir uns, einfach der Autostraße über Ponte Arche nach Riva zu folgen. Laut Wegweiser sind es noch 52km. Als dann noch einige Anstiege kommen (vor allem der Passo del Ballino mit 755m) und es kurzzeitig noch regnet, erreichen wir unseren körperlichen und die Tour ihren moralischen Tiefpunkt.

Endlich am Ziel

Doch alle Anstrengung ist fast schon wieder vergessen, als sich dann der Blick auf den Gardasee bietet. Als Finale erwartet uns eine rasante Serpentinenabfahrt hinunter nach Riva del Garda, wo wir kurz vor 19:00 Uhr ankommen. Wir fragen direkt am Seeufer im Hotel Bellavista, wo wir dann auch einchecken. 49,00 EUR lassen wir uns die letzte Nacht kosten, denn wir haben keine Lust mehr, nach einer anderen Unterkunft zu suchen. Am Abend wird natürlich die gelungene Tour gefeiert: Mit Kilkenny und Caipis in einem Irish-Pub.

Am nächsten Tag geht es mit dem Zug über den Brenner zurück nach Garmisch-Partenkirchen.

4 Kommentare

  1. Werner Nüssel sagt:

    Hallo,
    habe vor im August 2010 die gleiche Tour zu fahren.
    Frage an Euch sind GPS Routen oder Topokarten
    über die Tour bekannt.

    Mit der Bitte über eine Zusendung der Taten wäre ich

    Euch sehr Dankbar.

    Mit freundlichen Grüssen

    Werner Nüssel

    • Georg sagt:

      Hallo, leider haben wir keine GPS-Aufzeichnung oder Topokarten. Wir sind nur anhand der Kompass-Papier-Karten gefahren. Falls es weiterhilft, man benötigt die Karten-Nummern 5, 35, 42, 52, 53, 73, 101. Viel Spaß dann bei der Tour.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert